Das Schöne an Open Source ist ja, dass jeder den Code ansehen, verwenden und oftmals sogar abwandeln kann. Alles soll so simpel wie möglich sein - und das ist auch gut so. Warum also mit sperrigen Lizenzen für das eigene oder ein fremdes Projekt beschäftigen? Ganz einfach: ohne Lizenzen ist Software (und andere Werke) proprietär, kann also gerade nicht durch andere verwendet oder geforked werden. Hier liegt auch der Unterschied zwischen Open Source im Wortsinne und den Bedingungen, die von der Open Source Initiative oder Free Software Foundation an Open Source bzw. Free Software gestellt werden: das Einsehbarmachen des Sourcecodes, ohne weitere Rechte zu geben, reicht gerade nicht aus. Insbesondere folgt aus der Einsehbarkeit nicht, dass jeder das Programm oder Werk verwenden darf! Das liegt daran, dass man in Deutschland dem Urheberrecht nicht entgehen kann. Wer etwas erschafft, sei es Kunst oder Code, ist Urheber dessen und als Urheber zunächst alleine berechtigt, das Werk zu verwenden, zu veröffentlichen, zu vekaufen. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, beispielsweise sind amtliche Texte nicht urheberrechtsgeschützt und auch allzu simple Sachen, für die keine Denkleistung notwendig ist, sind nicht geschützt. Die typische Variante ist jedoch, dass der Urheber alle Rechte an dem Werk hat und er diese Rechte ganz oder teilweise abgeben kann. Ein Arbeitnehmer wird häufig die Rechte für in der Arbeitszeit geschriebenen Code an den Arbeitgeber abgeben. Ein Free-Software-Entwickler wiederum wird die Rechte an seiner Software an die Allgemeinheit abgeben. Dies geschieht alles nicht automatisch, auch nicht durch die Offenlegung des Codes, sondern muss vereinbart werden. In der Vereinbarung müssen die jeweiligen Rechte, die an andere abgegeben werden, genannt werden. Zum Beispiel könnte ich jemandem das Recht geben, meinen Code zu lesen, ohne dass die Person ihn auch verwenden/ausführen darf. Oder ich entscheide mich, dass jeder den Code lesen, verwenden und sogar forken darf, dabei jedoch meinen Namen drüberschreiben muss. Soll nur ein begrenzter Personenkreis, zum Beispiel der Arbeitgeber oder aber bestimmte Freunde, Rechte an dem Werk bekommen, kann das persönlich abgesprochen werden. Soll es jedoch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, geht das schon rein praktisch nicht mehr, da man nicht mit jeder Person auf der Welt Kontakt aufnehmen kann. Zur Vereinfachung gibt es Lizenztexte, die von Profis gemacht wurden und von jedem verwendet werden dürfen, um sie an das Werk anzufügen und so jedem, der das Projekt nutzen möchte, diese Rechte gewährt. Die vorhandenen Lizenztexte unterscheiden sich alle etwas in dem, was sie erlauben und verbieten, sodass für nahezu jedes Projekt etwas passendes vorhanden ist. Selbstverständlich könnte man auch seine eigene Lizenz erfinden. Das bringt jedoch zwei große Nachteile mit sich: zum einen kann man sich schnell in den Fallstricken der juristischen Sprache verfangen, wenn man keine entsprechende Ausbildung hat (und selbst dann ist man davon nicht gefeit). Zum anderen macht dies den Anwendern und diversen Werkzeugen das Leben schwer, da man in dem Fall nicht schlicht nach bekannten Lizenzen filtern kann. Daher stelle ich die gängigsten Lizenzen des Open-Source-Universums kurz vor. Außerdem erkläre ich euch die wichtigsten Begriffe und stelle Möglichkeiten vor, sich schnell einen Überblick über die Lizenzbedingungen eines fremden Projekts zu verschaffen. Das alles ist natürlich nicht auf Code beschränkt, sondern auch im kreativen Bereich relevant! So gibt es auch für Texte, Fotografien, Bilder und Co passende vorgefertigte Lizenzen, um sie der Allgemeinheit unter verschiedenen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Mit dem Talk möchte ich euch ermuntern, eure Projekte mit einer passenden Lizenz zu opensourcen und die Lizenzen fremder Open-Source-Projekte zu verstehen. Dazu gibt es Wissen über proprietäre Lizenzen als notwendige Kehrseite gratis dazu.