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MPlayer, der Multimediaplayer
Weihnachten ist sehr willkommene Gelegenheit, um sich mit der ganzen Familie bei Keksen und Glühwein einen Film anzuschauen. Gut, Kekse und Glühwein bringt Linux (noch) nicht zustande, aber für multimediale Unterhaltung ist bereits gesorgt: MPlayer heißt das Programm, das mittlerweile den Stand der Dinge markiert, wenn es ums Abspielen und sogar Umwandeln von Filmen und Musik geht.
Die Installation
Oft wird behauptet, MPlayer sei besonders schwer zu installieren. Diese Aussage gründet vor allem darauf, dass man die vorcompilierten Pakete der Distributionen nicht verwenden sollte, da sie aus lizenzrechtlichen Gründen praktisch funktionsunfähig sind. Also ist man gewissermaßen gezwungen, sich seinen MPlayer selbst zu bauen -- aber keine Angst, das schafft jeder, der schon einmal irgend ein Programm unter Linux übersetzt hat.
Für eine minimale Installation (ohne GUI) reicht es schon völlig aus, wenn man sich die neueste MPlayer-Version herunterlädt und mit dem bekannten »Dreisatz« ./configure && make && make install compiliert und installiert. Bereits diese »out-of-the-box«-Version reicht aus, um die gängigsten Audio- und Videoformate abzuspielen, da MPlayer seine Codecs fast alle selbst mitbringt. Wer ganz vorne mitmischen will, sollte vorher einige weitere Pakete installieren:
- für das GUI die Entwicklerpakete für GTK+ 1.2
- für RTP-Live-Streaming die Bibliotheken von LIVE.COM
- zum Abspielen von DVDs die libdvdread
- für weitere Codecs je nach Belieben die
libdv,
libmatroska und
libvorbis
- für weitere Codecs im Encoder kann man optional noch
libmp3lame und
XviD installieren
- MPlayer kann auch die DLL-Dateien von Windows-Codecs verwenden -- fertige Codec-Packs liegen zum Download bereit
Ein derart »hochgerüsteter« MPlayer verlangt dann auch nach einer längeren configure-Zeile, z.B. ./configure --enable-gui --enable-menu --enable-live --with-livelibdir=? --with-win32libdir=?
Es gibt noch viel mehr Optionen, ein Blick auf ./configure --help lohnt sich also!
MPlayer in Aktion
Wenn die Installation geklappt hat, ruft man im einfachsten Fall gmplayer auf, und kann sofort mit dem GUI loslegen. Ein Rechtsklick auf das Anzeigefenster öffnet ein Menü, mit dem man die wichtigsten Funktionen erreichen kann.
Steuern kann man die Wiedergabe entweder über die GUI-Elemente oder komfortabler über die Tastatur: Mit den Pfeiltasten links/rechts kann man in 10-Sekunden-Schritten durch das Video springen; größere Schritte sind mit den Pfeiltasten oben/unten (1 Minute) und BildAuf/BildAb (10 Minuten) möglich. Die Leertaste hält den Film kurz an. Wer ganz ins Videoerlebnis eintauchen möchte, schaltet mit der Taste F in den Vollbildmodus oder wieder zurück. Die Lautstärke kann man mit den Tasten / und * (Division/Multiplikation, auf dem Ziffernblock) einstellen oder mit M ganz stummschalten.
Mit der Taste O kann man ein On-Screen-Display einblenden. Es gibt dabei vier Modi: gar keine Anzeigen, nur der Suchbalken beim Spulen, eine Zeitanzeige und eine Zeitanzeige mit Gesamtzeit.
MPlayer auf der Kommandozeile
Seine ganze Funktionalität entfaltet MPlayer (wie jedes ordentliche Linux-Programm :) freilich erst auf der Kommandozeile. Damit kann man auch in Spezialfällen eine akkurate Wiedergabe erreichen.
- Einfaches Abspielen einer Datei geht, wie man es auch erwarten würde, mit
- mplayer video.avi
- Eine DVD abspielen ist genauso einfach:
- mplayer dvd://1
- Das geht auch mit mehreren Ton- und Untertitelspuren: (z.B. englischer Ton mit deutschen Untertiteln)
- mplayer -alang en -slang de dvd://1
- Oder vielleicht eine (Super-)Video-CD?
- mplayer vcd://1
- Ein kleiner HTTP-Stream gefällig?
- mplayer http://foo.bar.org/video.avi
- Man kann auch gleich im Vollbildmodus starten:
- mplayer -fs video.avi
- Wenn hässliche Interlacing-Kammartefakte zu sehen sind, hilft sicherlich
- mplayer -vf lavcdeint video.avi
- Ton asynchron? Die Tasten + und - könnten helfen, vor allem mit der Option
- mplayer -autosync 100 video.avi
- Es gibt ja AVI-Filme mit mehreren Tonspuren. Auch die sind kein Problem:
- mplayer -aid 0 (oder 1, 2, ...) video.avi
- In kaputten AVI-Dateien, die nicht vollstädnig übertragen wurden, kann man nicht spulen. Außer natürlich, man verwendet
- mplayer -idx video.avi
- Wenn das Video verzerrt ist, kann man auch explizit angeben, welches Seitenverhältnis es hat:
- mplayer -aspect 16:9 video.avi
- Last but not least ein kleines Schmankerl für all jene, die die aalib installiert haben :)
- mplayer -vo aa video.avi
Das sind natürlich bei weitem nicht alle Möglichkeiten. Die Manpage zum MPlayer ist nicht umsonst knapp 500 Kilobyte groß :)
Multitalent MEncoder
Als kleine Zugabe gibt's zum MPlayer noch den passenden Encoder, um Videos von einem Format ins andere zu wandeln. Allein über MEncoder könnte man mehrere Seiten schreiben, wir wollen es hier aber bei einigen Beispielen belassen:
- Eine kaputte Datei reparieren
- mencoder -o repariert.avi -ovc copy -oac copy -idx kaputt.avi
- Einen Quick-and-Dirty-DVD-Rip erstellen
- mencoder dvd://1 -vf scale -zoom -xy 640 -ovc lavc -lavcopts vcodec=mpeg4:vhq:trell:vbitrate=1000 -oac mp3lame -lameopts cbr:br=128 -o film.avi
- Direkt von der TV-Karte aufnehmen
- mencoder -tv on:driver=v4l:width=384:height=288:fps=25 -ovc lavc -lavcopts vcodec=mpeg4:vqscale=5 -oac mp3lame -lameopts abr:br=128 -o video.avi
Nun sollte dem gemütlichen Familien-Videoabend nichts mehr im Wege stehen.
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